Wenn bei chronischen Bauchbeschwerden im Zusammenhang mit der Darmfunktion keine anderen Ursachen gefunden werden, könnte ein Reizdarmsyndrom vorliegen. Zu den typischen Reizdarm-Symptomen zählen Bauchschmerzen, unangenehmes Bauchgefühl im Unterbauch, Durchfall, Verstopfung und Blähungen. Das Reizdarmsyndrom verläuft zwar meist chronisch, aber viele Patienten haben beschwerdefreie oder beschwerdearme Phasen. Die Erkrankung ist gutartig und verkürzt die Lebenszeit nicht, kann aber die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Die genauen Ursachen sind nicht eindeutig geklärt. Vieles deutet aber darauf hin, dass Veränderungen von Darmflora (Darm-Mikrobiom), Darm-Barriere und Darm-Immunabwehr und deren Wechselspiel mit dem Darm-Nervensystem eine Rolle spielen. So kann ein Reizdarmsyndrom durch bakterielle Magen-Darm-Infekte (post-infektiöses Reizdarmsyndrom) oder Antibiotika-Behandlungen ausgelöst werden.
Als Beschwerdeursache liegen häufig eine gestörte Darmmotilität (Darmbeweglichkeit) und eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Darmreizen vor. Auch eine erhöhte Ängstlichkeit beim Auftreten körperlicher Symptome kann die Beschwerden verstärken.
In der Regel sind zur sicheren Diagnosestellung verschiedene Untersuchungen erforderlich. Die Auswahl der Methoden hängt von den Beschwerden und von individuellen Faktoren ab. Sinnvoll sind in der Regel Blutanalysen, Ultraschall und eine Darmspiegelung. Bei Frauen ist zudem eine gynäkologische Untersuchung zu empfehlen.
Insbesondere, wenn Blähungen (Flatulenz) und weicher Stuhl dominieren, sollten auch eine mögliche Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz), Fruchtzuckerunverträglichkeit oder bakterielle Dünndarmfehl-/überbesiedelung (SIBO) abgeklärt werden.
Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie sind eine sorgfältige Diagnostik und eine umfassende Patientenaufklärung. So können wir den Betroffenen meist die Sorge vor möglicherweise ernsteren Krankheiten nehmen. Für das Reizdarmsyndrom existiert bis heute keine ursächliche Therapie. Die Behandlungsstrategie ist meist multimodal, verbindet also unterschiedliche Therapieansätze wie Ernährungstherapie, Lebensstil-Anpassungen, Medikamente und Darmhypnose. Diese werden einzeln oder kombiniert ausprobiert, bis die Beschwerden erfolgreich gelindert oder beseitigt sind. Häufig lassen sich zudem individuelle Faktoren wie Schlafdauer, Nahrungsmittel oder Stresslevel in das Therapiekonzept einbeziehen.
Die medikamentöse Therapie des Reizdarmsyndroms ist in der Regel gezielt auf Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung gerichtet. Neben etablierten Substanzen können wir Sie auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse auch zu modernen Behandlungsansätzen beraten.
Die Ernährungstherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung chronischer Bauchbeschwerden. Es wird empfohlen, individuelle Ernährungsumstellungen oder spezielle Ernährungstherapien wie die low-FODMAP-Diät von einer professionellen Ernährungsberatung begleiten zu lassen. Diese bieten wir im Ikaneum ambulant an.
Die Darmhypnose ist eine wissenschaftlich anerkannte psychotherapeutische Methode, die bei der Behandlung von Patienten mit Reizdarmsyndrom oder anderen chronischen Bauchbeschwerden sehr erfolgreich ist. Ziele der Darmhypnose sind vor allem eine Verringerung der Symptome und eine Steigerung der Lebensqualität.
In unseren ärztlichen Sprechstunden im Ikaneum sind wir spezialisiert auf chronische Verdauungsbeschwerden wie das Reizdarmsyndrom. Wir beraten Sie hinsichtlich der notwendigen Untersuchungen, die Sie bei uns im Israelitischen Krankenhaus oder bei unseren Kooperationspartnern durchführen lassen können.
Zudem bieten wir Ihnen ein breites Therapie-Spektrum inklusive Ernährungsberatung, Darmhypnose und Darmmassage an.